11.11.2011 - Auch Porta Westfalicas Artenvielfalt hat einen globalen Wert

„Porta Westfalica ist auch ein Ort von globalem Wert", so leitete der Löhner Biologielehrer Karl-Heinz Niehus seinen Vortrag zum Thema „Bedrohte Vielfalt: global, national, kommunal, privat" im Evangelischen Gemeindehaus Hausberge ein. Der Löhner Referent, den der Portaner Stadtverband der GRÜNEN eingeladen hatte, machte damit deutlich, dass die Bewahrung der Schöpfung jede Kommune weltweit etwas angehe. Das grundsätzliche Problem sei dabei, dass der Prozess des Aussterbens von Arten unumkehrbar sei und sehr langsam ablaufe, sodass der Einzelne die Auswirkungen des Artensterbens nicht richtig bemerke.

Bereits seit 1970 wird der permanente Artenverlust von der Wissenschaft beobachtet und beschrieben und trotzdem wurden bisher nur sehr wenige effektive Maßnahmen gegen den Artenverlust getroffen. Immerhin gelte es, das weltweite Aussterben von täglich ca. 150 Arten laut der sehr zurückhaltenden Schätzung der Weltnaturschutzbehörde IUCN endlich zu stoppen. „Der drastische Verlust von so vielen Tier- und Pflanzenarten bedroht unsere Lebensgrundlage", so Karl-Heinz Niehus. Normal wäre ein Artenschwund von 10-100 Arten im  Jahr, d.h. die derzeitige tägliche Aussterberate stellt ein ca. 1000-faches des natürlichen Verlustwertes dar.

Aber auch ökonomisch lässt sich der Artenverlust bereits beziffern: Durch den Ausfall von Tier- und Pflanzenarten, die als „Nützlinge" fungieren, werden weltweit bereits wirtschaftliche Verluste von 100 Milliarden Euro pro Jahr verzeichnet. Auch die Artenvielfalt der Nutztiere und -pflanzen hat massiv abgenommen, sodass auch die Welternährung stark in Gefahr gerät: Nur zehn Nutzpflanzenarten und fünf Nutztierrassen bilden die Basis der Welternährung. Falls eine der zentralen Nutzarten z. B. aufgrund von Schädlingsbefall oder Klimawandel  ausfallen sollte, wird die weltweite Ernährungslage extrem gefährdet. Es zeuge deshalb von wirtschaftlicher und ethischer Unverantwortlichkeit gegenüber den kommenden Generationen, wenn die Artenvielfalt nicht erhalten werde.

Auch das Grundgesetz (§20a) fordert die Träger öffentlicher Belange (Bund, Land, Stadt) dazu auf, die natürliche Lebensgrundlage für die künftigen Generationen zu schützen. Denn die Natur wird von allen Menschen als Dienstleister u.a. für saubere, frische Luft und gereinigtes Trinkwasser benötigt. Gleichzeitig zerstören Menschen weiterhin ungebremst diese Artenvielfalt: In Deutschland sind bereits 40 - 50 Prozent der Arten vom Aussterben bedroht. In nahezu jeder Stadt fehlt inzwischen die Balance zwischen der intensiven Nutzung der Landschaft für die Lebensmittel- und Energieproduktion und der Bedeutung als Naturraum für Lebensqualität und Artenvielfalt.Aufgrund dieser prekären Lage muss für jede Kommune der Schluss gezogen werden, dass ein Engagement für die Artenvielfalt unerlässlich ist. Ganz konkrete Maßnahmen müssten demnach möglichst schnell von allen Kommunen und Städten beschlossen werden.

In der anschließenden Diskussion zum Vortrag kristallisierten sich bereits ganz konkrete Maßnahmen heraus, die in der Stadt Porta Westfalica umgesetzt werden müssten: Beispielsweise könnte das verstärkte Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern sowie eine ökologisch ausgerichtete Pflege (ohne Mulchmäher, Dünger und Pestizide) der Straßen- und Wegränder dazu führen, dass neue Randbiotope entstehen und derzeit isolierte Einzellebensräume wieder miteinander vernetzt würden. Dadurch könnten die Ökosysteme wieder stabilisiert und dauerhaft erhalten werden, sodass die kommunale Biodiversität bewahrt würde.

Auch die naturnahe Pflege städtischer Grünflächen (Kurpark, Rabatten, Verkehrsinseln) könnte zum Artenerhalt beitragen, wenn gleichzeitig verstärkt einheimische Sträucher, Bäume und Stauden gepflanzt würden und damit auch eine Signalwirkung Richtung Privatgärten ausgesendet würde. Allerdings nehmen erst 200 deutsche Städte bundesweit an dem „Bündnis für biologische Vielfalt" teil, obwohl der deutsche Bundestag bereits 2007 die „Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt" als bindendes Leitbild verabschiedet hat. Daher kann sich kein Politiker vor dieser Aufgabenstellung drücken, denn eine ratifizierte UN-Konvention ist umzusetzen. Die Stadt Löhne beschäftigt sich seit Mitte 2010 verstärkt mit der kommunalen Artenvielfalt. Seitdem wird ein lokales Maßnahmenpaket zur biologischen Vielfalt erarbeitet und umgesetzt.

Einhellige Meinung der Portaner Bürgerinnen und Bürger, die an der Vortragsveranstaltung teilgenommen haben, war, dass auch die Stadt Porta Westfalica ihrer Verantwortung  gerecht werden müsse und ebenfalls für den Erhalt der biologische Vielfalt und damit der menschlichen Lebensgrundlage ganz konkret eintreten müsse. Karl-Heinz Niehus brachte dies mit folgendem Fazit auf den Punkt: „Die Natur hat sehr lange Zeiträume ohne uns Menschen gelebt, aber wir können keine fünf Minute ohne die Natur (die Dienstleistungsfunktionen der vielfältigen Arten) überleben!

 

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