20.04.2010 - GRÜNER FILMABEND: Atomausstieg nötig

„Ein Film mit schockierenden Aufnahmen von der Reaktorkatastrophe im Atomkraftwerk (AKW) Tschernobyl, der nur ein Fazit zulässt: Atomausstieg", so lautet das Resümee der Besucher des Filmabends, den der Portaner Stadtverband der GRÜNEN am vergangenen Freitag ausgerichtet hat.

Der Dokumentarfilm „Tschernobyl" des renommierten Filmemachers Bernd Dost plädiert nur auf der Grundlage der Fakten zum Atomunfall von 1986 im ukrainischen AKW für das Ende der tödlichen Atomtechnik. Die meisten der ca. 800.000 abkommandierten Soldaten und freiwilligen Studenten, die die Entseuchung des AKW-Geländes und den Bau des Betonmantels (Sarkophag) um den geschmolzenen Reaktor mit seinem ca. 150 t strahlendem Material durchgeführt haben, starben nach ihrem Einsatz. Außerdem verseuchte der Atomunfall weite Landstriche (ca. 155.000 Quadratkilometer) auch außerhalb der heute noch nahezu menschenleeren 30-Kilometer-Sperrzone um den geborstenen Reaktor.

In der Diskussion nach dem Film wurde deutlich, dass Porta Westfalica nur ca. 50 km vom 25 Jahre alten Atomkraftwerk Grohnde, einem der weltweit leistungsstärksten (1360 MW) und damit auch strahlungsintensivsten Atommeiler, entfernt ist. Der Absturz eines Passagierflugzeugs würde ausreichen, um den Reaktor zu zerstören, sodass die tausendfache Radioaktivitätsmenge der Hiroshima-Atombombe frei werden würde.

Anlass für den Filmabend war der 24. Jahrestag des sogenannten GAUs, des größten anzunehmenden Unfalls im Kernkraftwerk Tschernobyl. Doch trotz des langen Zeitraumes seit der Katastrophe leiden die Menschen in Weißrussland und der Ukraine immer noch an dessen Spätfolgen wie beispielsweise Krebserkrankungen. Um mehr über die Lage vor Ort zu erfahren, haben die Portaner Grünen auch Mitglieder der Mindener Tschernobylkinderhilfe zu dem Filmabend eingeladen. Der Schatzmeister der Mindener Initiative Hagen Schülke kennt die Situation in Weißrussland, also dem Land, das nach dem GAU 70 Prozent der radioaktiven Niederschläge ausgesetzt war, aus eigenen Besuchen:„In Weißrussland sieht es auf dem Land noch so aus wie in Deutschland in den 50er Jahren: Die Menschen versorgen sich selbst und essen täglich Gemüse aus dem eigenen Garten, das seit dem GAU stark radioaktiv belastet ist." Diese Lebensweise erklärt auch, dass ungefähr 600.000 Kinder von der hohen Strahlenbelastung massiv betroffen sind und überdurchschnittlich viele Kinder u.a. unter Schilddrüsenkrebs, Leukämie und einer starken Immunschwäche („Tschernobyl-AIDS") leiden.

Damit sich diese Kinder etwas erholen können, richtet die Tschernobylkinderhilfe jährliche Kuraufenthalte im Mühlenkreis aus. Wolfgang Großklags, der stellvertretende Vorsitzende des Mindener Vereins, brachte die Bedeutung der Aufenthalte im radioaktiv unbelasteten Kreis Minden-Lübbecke für die weißrussischen Kinder auf den Punkt: „Die dreiwöchige Kur erzielt für ca. eine Jahr positive Effekte auf die Gesundheit der Kinder." Deshalb werden auch in diesem Jahr wieder 40 Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren von Gasteltern im Mühlenkreis aufgenommen. Anmeldungen von interessierten Gasteltern für nächstes Jahr, aber auch Spenden für die An- und Abreise der Kinder werden gern entgegengenommen, weitere Informationen findet man unter www.tschernobylkinderhilfe-minden.de.

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