14.12.2010 - Katzenschutzverordnung

Der Stadtverband Bündnis 90/Die Grünen Porta Westfalica setzt sich seit einiger Zeit verstärkt für eine Katzenschutzverordnung nach dem Paderborner Modell ein. Nun hat die Grünen-Fraktion im Portaner Rat gemeinsam mit der SPD einen entsprechenden Antrag eingereicht, der im Januar in den politischen Gremien beraten werden soll. Doch was genau beinhaltet eine sogenannte Katzenschutzverordnung? Und welche Gründe sprechen für die Einführung einer solchen Regelung?

Die für Porta Westfalica zuständigen Tierheime in Bückeburg und Minden befinden sich in einer schwierigen Lage. Bei der Mitgliederversammlung der Portaner Grünen berichtet die Lohfelderin Ursula Deppe von einer Verdopplung der Fundkatzen in den letzten zehn Jahren. „Trotz großer Bemühungen der Tierschutzvereine konnte die Zahl der ausgesetzten und verwildert lebenden Katzen nicht reduziert werden“, so die engagierte Tierschützerin. Die Tierheime müssen immer wieder Aufnahmestopps verhängen, da sie dem großen Bedarf sowohl räumlich als auch finanziell nicht gewachsen sind. Auch die Mitarbeiter der Tierheime und die ehrenamtlichen Tierschützer stoßen immer häufiger an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.

„Die betroffenen Tiere müssen teilweise unter erbärmlichen und tierschutzwidrigen Umständen ihr Leben fristen“, so Deppe weiter. Die ausgesetzten Hauskatzen leiden häufig unter Infektionskrankheiten, welche sich rasch in der gesamten Population verbreiten. Die in Holtrup wohnenden Assistenztierärztin Sylvia Arnold ergänzt: „Eine Katze wird durchschnittlich zweimal pro Jahr tragend und bringt dabei circa drei Junge zur Welt. Pflanzen sich diese weiterhin so fort, entsteht aus zwei Katzen nach fünf Jahren eine Population von etwa 12.000 Tieren.“

Der Stadtverbandsvorsitzende der Grünen, Marc Weber, informiert über die finanzielle Seite: „Die Versorgung von Fundtieren ist kommunale Pflichtaufgabe und deshalb müssen die Kommunen den Tierheimen zumindest einen Teil ihrer Kosten ersetzen. Die angesetzten Pauschalen oder Tagessätze sind jedoch bei weitem nicht kostendeckend und so entfällt der Rest der Kosten auf die ohnehin maroden Tierheimkassen.“ Ohne die Unterstützung aus Politik und breiten Teilen der Bevölkerung drohe vielen Tierheimen der finanzielle Kollaps.

Vor diesem Hintergrund bildete sich aus den Reihen der Portaner Grünen eine sechsköpfige Arbeitsgruppe mit dem Ziel, die vor zwei Jahren in Paderborn eingeführte Katzenschutzverordnung zu prüfen und eine Vorlage für den Portaner Rat zu erarbeiten. Das Ergebnis der Arbeitsgruppe liegt nun vor. Der gut begründete Antrag sieht vor, dass Katzenhalter, die ihrer Katze oder ihrem Kater Zugang ins Freie gewähren, diese bis zu einem Alter von 6 Monaten von einem Tierarzt unfruchtbar machen lassen. Ein weiterer Bestandteil ist die Kennzeichnung der Katzen mittels Mikrochip und die Anmeldung bei einem zentralen Haustierregister, um Fundkatzen einem Halter zuordnen zu können. Ausnahmen von der Kastrationspflicht sind z. B. für Zuchtzwecke möglich, sofern diese beim Ordnungsamt beantragt werden. Nach Eintreten der Verordnung ist eine Übergangsfrist von einem Jahr vorgesehen.

„Wir wollen mit der Katzenschutzverordnung auf keinen Fall die Katzenbesitzer bestrafen oder verurteilen, sondern diese durch gute Argumente überzeugen und langfristig für ein verändertes Handeln eintreten“, so Kreisvorstandmitglied Melanie Hövert aus Neesen, die der Arbeitsgruppe angehört. „Berichte aus der Stadt Paderborn zeigen, dass eine Kastrationspflicht für alle Beteiligten zum Erfolgsmodell werden kann.“

Die Arbeitsgruppe hofft auf eine breite Zustimmung für den Antrag in den politischen Gremien. „In anderen Städten wurden ähnliche Anträge fraktionsübergreifend befürwortet“, sagt die Holzhauserin Rosi Hauenschild. „Wir argumentieren nicht nur mit dem Tierschutzgedanken und der unbedingt notwendigen Unterstützung der Tierheime, sondern sehen auch langfristig eine finanzielle Entlastung für die Kommunen durch geringere Kosten für Fundtiere.“ Marc Weber fügt hinzu: „Besonders freuen würden wir uns, wenn der Antrag auch von vielen benachbarten Kommunen übernommen würde. Den Teufelskreis von immer mehr verwilderten und kranken Katzen durchbrechen wir am besten, wenn solche Lösungen möglichst großflächig umgesetzt werden.“

Die Arbeitsgruppe „Katzenschutzverordnung“ will sich nun keinesfalls auflösen, sondern den Prozess langfristig begleiten. Melanie Hövert: „Wir wollen informieren und unterstützen, so gut wir können. Das Beispiel Paderborn hat gezeigt, dass Aufklärung unheimlich wichtig ist. Akzeptanz für die neue Regelung können wir nur erzeugen, wenn die Katzenhalter die Hintergründe kennen und die Sorgen und Nöte verstehen.

Das Foto zeigt Jungkater Sammy, der im Oktober in den Neeser Weserauen von Tierschützern gefunden wurde. Sammy hat inzwischen in Eisbergen ein neues Zuhause gefunden, vor der Vermittlung wurde er tierärztlich versorgt und kastriert.

» Antrag von Grünen und SPD im Portaner Rat



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